„Aber klar doch” werden eingesessene Grünwalder auf die Frage antworten, welches traditionsreiche Gebäude in dem großen Bild zu sehen ist, „da haben wir tolle Nächte durchgetanzt”. Aber das ist lange her. Verschwunden ist das Haus, mit ein paar anderen öffentlichen Gebäuden musste es einem Zweckbau weichen. An der Stelle der alten Gaststätte Römerschanze steht heute das Bürgerhaus Römerschanz mit Volkshochschule und Altenheim.

 

 Sehr viel ist nicht bekannt über das markant am Isarhochufer gelegen Gebäude. Erbaut wurde es zwischen 1910 und 1916. Eigentümerin war die Löwenbrauerei, deren Wappen schon von weitem erkennbar den Giebel zierte. Wie alte Postkarten um 1920 zeigen, war die Römerschanze ein elegantes Lokal mit schön ausgestatteten Sälen.

Von der Terrasse aus hatte man einen herrlichen Blick über das Isartal. Kein Wunder, dass sie jahrzehntelang eine weit über Grünwald hinaus bekannte und beliebte Ausflugsgaststätte war. Noch dazu verfügte die Römerschanze über den einzigen Saal im Ort, der als großer Tanzsaal genutzt werden konnte, und war damit Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Eine Bühne war ebenfalls vorhanden. Alte Grünwalder erinnern sich noch gerne an rauschende Faschingsbälle und sonstige Festlichkeiten.

Nach Kriegsende requirierten die Amerikaner die Gaststätte. Hans Waldhauser schreibt in der Grünwalder Chronik Bd. III, dass er mit Vorliebe um die Mittagszeit bei den Amis in der Römerschanze bestellte oder auch nicht bestellte Reparaturen ausführte, um unauffällig mit essen zu können. Bei dem Betrieb, der dort herrschte, stellte niemand unbequeme Fragen.

In der Nachkriegszeit hat es in der Römerschanze zweimal gebrannt. Nach dem ersten Brand wurde die Gaststätte noch einmal aufwendig restauriert. Sie wurde wieder zu einem eleganten Restaurant mit entsprechend gehobenen Preisen. „Von der Wiege bis zur Bahre” wurde dort gefeiert, Taufe, Firmung, Hochzeit und auch der Leichenschmaus. Sonntag Nachmittag fand ein beliebter Tanztee statt.

Resi Friedl, seit 1939 Leiterin der Frauenbereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes, rief die Grünwalder Chrysanthemenbälle ins Leben, elegante Schwarz-Weiß-Bälle, bei denen die Grünwalder Debütantinnen vorgestellt wurden. Auf den Bällen sammelte sie Spenden zur Anschaffung eines Rettungswagens für das Rote Kreuz.

Zwei Musikerinnen, Irma Holst (Klavier) und Sophie Müller-Barneck (Geige), organisierten alljährlich durchaus professionelle Opernvorstellungen. Aufgeführt wurden kleine Spielopern wie z.B. die „Gärtnerin aus Liebe” von Mozart. In der Regel sangen ausgebildete Kräfte, bei der Gärtnerin aus Liebe führte der bekannte Regisseur Schulenburg Regie, den Frau Müller-Barneck vom Film her kannte. Nicht ganz so perfekt im Klang waren ebenfalls von den Damen organisierte Konzerte mit Laienorchester, bei denen Sophie Müller-Barneck die Solovioline spielte.

Viele Vereine, unter anderem auch der TSV Grünwald, hielten in der Römerschanze ihre Mitgliederversammlung ab oder trafen sich zum Stammtisch. Sie war auch beliebter Treffpunkt für die Gemeinderäte nach den Sitzungen, war doch die Gaststätte direkt neben dem alten Rathaus gelegen. Auch die Geschichte der Freunde Grünwalds ist mit der Römerschanze verbunden: Am 20. Dezember 1950 fand dort die öffentliche Gründungsversammlung der Vereinigung der Freunde Grünwalds statt. 

Ab den Sechziger Jahren ging es langsam abwärts mit der Gaststätte und nach dem zweiten Brand im Januar 1964 erholte sie sich nicht mehr. Sie verfiel immer mehr. In der Mitte der Siebziger stand noch zur Debatte, an der Stelle der Römerschanze ein Hotel zu bauen. Der Plan wurde nicht verwirklicht, die Gemeinde erwarb das Grundstück. Im März 1980 wurde unter Bürgermeister Franz Rieger der Abbruch des „Schandflecks”, der alten Gaststätte Römerschanze, endgültig beschlossen. Am 6.6.1986 wurde das Bürgerhaus Römerschanz von Bürgermeister Hubertus Lindner feierlich eingeweiht.