Die Mitherausgeberin und Redakteurin dieses Mitteilungsblattes, Frau Edith Wassermann, lag dem Verfasser dieses Beitrags schon lange mit der Bitte in den Ohren über die Geschichte des „Mauerschlössels“ zu schreiben. Ich habe lange gezögert: es gibt manche Hinweise, die Aussagen widersprechen sich, die Quellenlage ist insgesamt recht dürftig. Um es kurz zu machen: es ist mühsam die Geschichte dieses Ortes seiner historischen Entwicklung getreu nachzuzeichnen. Dazu kommt noch: Das „Mauerschlössel“ gehörte die längste Zeit gar nicht zur Hofmark Grünwald, sondern zur Schwaige Laufzorn, die zeitweise auch Hofmark war[1], später wurde es der Hofmark Harlaching zugeschlagen. Man muss sich also noch mit einem längst abgebrochenen Schloss „Harlaching“ beschäftigen um dem Grünwalder „Mauerschlössel“ auf die Spuren zu kommen!

Die Verwirrung beginnt schon mit den vielen Namen des letzten Gebäudes an der Straße „Auf der Eierwiese“: „Mauerschlösschen“ oder „Maurerschlösschen“ „Maurerhaus am Thiergarten“, „Jagdschloss Herzog Ferdinand“, „Beim Maurerhansl“, „Baumeisterhaus“, „Zum Baumeister“, „Parkschlösschen“, „BRK-Schwesterheim“, und schließlich seit einigen Jahren etwas hochtrabend: „Parkresidenz Helmine Held“.

Die Geschichte des Bauwerks beschreibt am besten der Name „Mauerschlössel“. Er wird hier durchgängig beibehalten. Sie beginnt mit einem teilweise ummauerten „Thier“- oder „Dendlgarten“, den Herzog Albrecht der V. (reg. 1550-1579) 1574 zu seinem Jagdvergnügen errichten ließ. Derartige eingezäunte „Tiergärten“ gab damals es um die Grünwalder Burg mehrere: an der „Schlossleite“, den Herzog Sigmund erbaute und der in die Jahre gekommen war, und in der „Herrenwies“, ebenfalls auf Veranlassung Albrechts V. eingerichtet. Für das eingezäunte Gebiet entwickelte sich der Flurname „Mauerfeld“[2], der sich später auf das zugehörige Gebäude übertrug. Die Mauer des Tiergartens „Auf der Eierwiese“ hatte allerdings keinen langen Bestand. Sie wurde unter dem Nachfolger des Herzogs bereits 1591 wieder abgebrochen und die wertvollen Backsteine anderweitig verwendet. Der sich darauf beziehende erste Teil des Namens „Mauerschlössel“ überdauerte jedoch die Jahrhunderte. Heute kann man den Verlauf der Einfriedung im Gelände südlich des Areals des Seniorenheims stellenweise durch einen kleinen Wall mit Graben noch erkennen.

Auch der Sohn Albrechts, Wilhelm V. (reg. 1575-1597), war ein passionierter Jäger. Allerdings entsprach das Grünwalder Schloss nicht mehr dem Zeitgeschmack und der gewünschte Komfort fehlte. Eine mit Mauern und Türmen befestigte, enge Burg machte bei der zwischenzeitlich erfolgten Entwicklung der Feuerwaffen auch keinen Sinn. Der Herzog suchte sich ein anderes Jagdgebiet. Wild gab es rings um München überall reichlich. Wilhelm erbaute sich das großzügig angelegte (Alte) Schloss in Schleißheim, nördlich von München.

Und Grünwald? Man überlegte bei Hof: das Schloss verkaufen? Es gab aber nur einen Interessenten. Eine Brauerei einrichten und das Bier nach München bringen? Aber: wie bleibt das Bier frisch? Das Schloss abbrechen und die Backsteine in München verwerten? Viel zu teuer.[3]

Schließlich entschloss sich Herzog Maximilian I. (reg. 1597-1651), inzwischen der Nachfolger seines Vaters Wilhelms geworden, in der Burg eine Schwaige, später auch ein Pulvermagazin, einzurichten und das ganze Jagdgebiet um Grünwald; einschließlich Schlösschen und Schwaige Laufzorn, seinem Bruder Herzog Albrecht VI. (1584-1666), dem „Leuchtenberger“, als Apanage zu überlassen. Den Beinamen hatte dieser von seiner Frau Mechtild, einer Landgräfin von Leuchtenberg, übernommen.

Der errichtete um 1616 am Nordende des „Thiergartens“ auf der Eierwiese sich ein kleines Jagdschloss und ließ das alte Renaissance Schlösschen in Laufzorn, das sein Vorfahr Wilhelm IV. vor 1550 bereits erbaut hatte[4], aufwändig renovieren und erweitern. Die zugehörige und bereits von Maximilian verkaufte Schwaige in Laufzorn erwarb er eilends zurück.[5] Seitdem ist das Mauerschlössel „in Pertinenz“, d.h. „zugehörig“, zum Schlösschen Laufzorn.

Die beiden Schlösser blieben in Besitz der jeweiligen nachgeborenen Söhne des Kurfürsten oder naher Verwandter und beherbergten fortan fürstliche Personen als Jagdgäste. Der Kupferstecher Michael Wening, der 1701 eine Sammlung von Veduten bayerischer Schlösser, Klöster und Städte im Auftrag des Kurfürsten Max Emanuel herausgab,[6] schreibt hierzu. „Nach Dero (gemeint ist Herzog Albrecht VI.) zeitlichen Hintritt ist ersagte Schwaig (zusammen mit dem Mauerschlössel, d. Verf.) eygenthumblich an Ihre Hochfürstl. Durchl. Hertzog Maximilian Philipp in Bayern[7] / etc., etc./ kommen / die es dann zu Dato noch inhaben; … und ist ein angenemmes frisches / gesundes und lustiges Ort / … dannhero die Hochfürstliche Persohnen / sonderlich zu Frühlings- und Sommers Zeit zum öfftern dahin zu kommen / und ihre Fürstliche Recreation zu suchen pflegen. …“ Man darf mit Sicherheit annehmen, dass die Jagdgesellschaften bei ihren Aufenthalten auch das Mauerschlössel besuchten.

Von Maximilian Philipp übernahm die beiden Jagdschlösschen Herzog Ferdinand Maria Innozenz (1699-1738). Er war Sohn Kurfürst Max Emanuels aus seiner zweiten Ehe. Herzog Ferdinand ließ 1731 das Mauerschlössel erweitern und zu einem „Jagdlusthaus“ ausgestalten, das heißt wohl, dem Zeitgeschmack entsprechend, im Stil des Barocks. Seitdem trug das Anwesen (auch) den Namen „Jagdschloss Herzog Ferdinands“.

Nach dieser Glanzzeit ging das Interesse der Wittelsbacher an ihrer Hofmark rasch dem Ende zu.

1760 wird als Besitzer der Hofmark der Obrist und Kommandant des Kadettenkorps, Philipp Reinhardt Schutter zu Clingenberg, genannt. Er erhielt die beiden Schlösschen als sog. „Beutellehen“[8], d.h., er musste somit eine jährliche Pacht an das Hofkastenamt bezahlen. Er konnte sich aber nur kurz seines Besitzes erfreuen, denn er verstarb bereits 1762.[9]

Neuer Besitzer als Lehensnehmer wurde der Churfürstliche baierische Münz- und Bergrat Johann Georg Dominicus von Linbrunn (auch: „Linprun“, 1714-1787). Der studierte Jurist befasste sich mit Physik, Mineralogie und Bergwerkskunde, war zusammen mit Johann Georg von Lori Mitbegründer der Churbaierischen Akademie der Wissenschaften (heute: „Bayerische Akademie der Wissenschaften“), deren Gründung von Kurfürst Max III. Josef nach anfänglichem Zögern wohlwollend begleitet wurde.[10] Linbrunn wurde 1785 deren erster Direktor der „Philosophischen Klasse“. Auf Grund seiner Verdienste um das Münzwesen wurde er vom Kaiser Franz I. 1757 in den Reichsadelsstand erhoben. Linbrunn war ein äußerst vielseitiger Gelehrter. So beschäftigte er sich auch mit Geografie und Geodäsie, verfasste eine Abhandlung „Versuch einer Verbesserung der Landcharten von Baiern“ (1764) im Rahmen der Veröffentlichungen der Akademie. Bei dieser Arbeit untersuchte er auch das auf den römischen Landkarten vermerkte Straßennetz und versuchte es durch Feldbegehungen zu rekonstruieren. Auf diese Weise wurde er der Entdecker der Römerstraße, die südlich Grünwalds die Isar überquerte und einst nach Salzburg bzw. Augsburg führte.[11] Linbrunn verstarb 1787.

Zwischenzeitlich war der Pfälzer Karl Theodor Kurfürst (reg. 1777-99) geworden. Er suchte für seine natürliche Tochter, Reichsgräfin Karoline Franziska Dorothea von Parkstein (1762-1816), die eigentlich vom Kaiser als „Reichsgräfin von Bergstein“ legitimiert war, die Versorgung zu organisieren. Ein Bräutigam für seine Karoline muss doch am Hof zu finden sein. Der erste Kandidat lehnt ab und wird daraufhin des Hofes verwiesen. Im zweiten Anlauf ist der Kurfürst dann erfolgreich: Karoline heiratet 1776 als 14-jährige den 32 Jahre älteren kurbairischen Generalleutnant Fürst Friedrich Wilhelm von Ysenburg (auch „Isenburg“, 1730-1804). Sie erhält als Mitgift u.a. Teile der reichsunmittelbaren Herrschaft Reipoltskirchen auf der linken Seite des Oberrheins, der Bräutigam die neu eingerichtete Hofmark Harlaching[12] als „Ritterlehen“, zu der Schloss und Schwaige Laufzorn mit dem Mauerschlössel und die Schwaigen Geiselgasteig, Harthausen, Wörnbrunn, sowie die Adelssitze Siebenbrunn und Hellabrunn zugeschlagen werden. Wirtschaftliches Glück ist dem Paar jedoch nicht beschieden: in den Koalitionskriegen brennt das Schloss Harlaching aus Unachtsamkeit der darin einquartierten Condè‘schen Truppen ab (1795), Frankreich besetzt die Pfalz (1792/1801). Friedrich Wilhelm verliert dort seine ererbten Latifundien, Karoline ihre Mitgift und damit beide zunächst einen wesentlichen Teil ihres Vermögens. Durch Beschluss des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.02.1803 muss Karoline ihren zwischenzeitlich wiedererlangten linksrheinischen Besitz endgültig abtreten. Sie wird mit einer Rente von 23.000 Gulden entschädigt.[13] Der Niedergang wird deutlich, als bereits 1791 eine Kommission das Mauerschlössel als „unbewohnt“ und „etwas baufällig“[14] taxiert, „das von seiner stolzen Vergangenheit als Ferdinandeisches Jagdschloss nicht mehr viel erkennen lässt“.[15]

Der Fürst verpachtet um 1800 Laufzorn neu. Sein Baumeister, Balthasar Trunk, muss ausziehen. Er findet Unterkunft im Mauerschlössel, das auch dem Fürsten gehört. Auch der Benefiziat muss das „Jägerhaus“ (heute: „Schlosshotel“) beim Schloss räumen, da dort die Wachmannschaft für das Pulvermagazin in der Burg einquartiert wird. 1801 bis 1803 bewohnen Trunk mit Frau und 8 Kindern gemeinsam mit dem Benefiziaten Joseph Lorenz Riesch (bis 1802), später dessen Nachfolger Martin Müller, das bis dahin unbewohnte und baufällige Mauerschlössel, so dass „Menschen und Vieh bei beiden Familien diesen harten Winter über großes Elend“ erlitten.“[16] Während dieser Zeit wird das erste Pfarrhaus an der Schlossstraße in Grünwald gebaut. 1804 kann Trunk das Mauerschlössel als erbliches Lehen erwerben.[17] Von nun an bleibt das Schlösschen in privatem Besitz.

Zur ersten Gemeindebildung mit Einrichtung eines Patrimonialgerichtes in Nachfolge der althergebrachten Hofmarken kam es nach langen und zähen Verhandlungen mit der Regierung in Harlaching erst 1820. Ein Gerichtsbezirk sollte nämlich nach den in Folge der ersten Bayerischen Verfassung („Konstitution“) von 1808 von der Regierung Montgelas erlassenen Gemeindeedikte u.a. mindestens 50 Familien umfassen und einen Juristen für die damit verbundene niedrige Gerichtsbarkeit fest anstellen. Zum Gerichtbezirk „Harlaching“ gehörten jedoch neben dem Gut Harlaching nur die Schwaigen Geiselgasteig, Harthausen, Wörnbrunn, sowie das Gut Laufzorn und die beiden kleinen Adelssitze Siebenbrunn und Hellabrunn,[18] Es konnten somit die Vorgaben nicht erfüllt werden: die Einwohnerzahl reichte bei Weitem nicht aus. Versuche des Fürsten Ernst Ludwig Casimir von Ysenburg (1786-1827), dem Sohn des 1804 verstorbenen Friedrich Wilhelm, durch Tausch weitere Einwohner zu gewinnen schlugen fehl. Erst nach der Ablösung der Regierung Montgelas und teilweiser Rücknahme der strengen Vorgaben wurde Harlaching als Patrimonialgericht II. Klasse anerkannt.

1825 ersucht Fürst Ernst Ludwig den bayerischen König Max Joseph I. um finanzielle Unterstützung. Er kann die für ein „Patrimonialgericht“ geltenden Auflagen nicht mehr finanzieren. Der König lehnt ab.[19] Nach dem Ableben des Fürsten Friedrich Wilhelm 1827 wird Freifrau von Coester, geb. Fürstin von Hohenlohe-Waldenburg Erbin des Gerichts.

Mit der Auflösung des „Patrimonialgerichts“ Harlaching im Jahre 1848[20] geht die hochadelige Geschichte der früheren Hofmarken – auch die des Mauerschlössels – endgültig zu Ende.[21] Das Mauerschlössel , Wörnbrunn und Laufzorn mit seinen zugehörigen Grundstücken werden in der Folgezeit der Gemeinde Grünwald zugeschlagen, nachdem sie zunächst noch der Gemeinde Harlaching zugehörig waren.[22] Harlaching mit den übrigen Ortsteilen wird für kurze Zeit Teil der Gemeinde Giesing, bevor diese wiederum mit dem 1. Oktober 1854 nach München eingemeindet wird.[23]

In der „Chronik von Grünwald“[24] finden wir im Jahr 1897 als Gast der Familie Bauer, die das Haus angemietet hatte, den Anthroposophen und Schriftsteller Michael Bauer, der seinen einjährigen Aufenthalt in dem romantischen Anwesen in einem dort nachlesbaren Brief schildert.

Die Eigentümer wechseln, das Anwesen verkommt. Das Münchner Adressbuch nennt in der Ausgabe von 1907: „Gabler und Consorten, Realitätenbesitzer, München“. Die Grundstücksgemeinschaft „jüdischer Staatsbürger“, vermutlich eine Erbengemeinschaft, behält den Besitz bis 1920.[25]. Um 1910 werden die umfangreichen dem Mauerschlössel zugehörigen Ländereien der „Oberen“ und „Unteren Eierwiese“ dem Grünwalder Landwirt Paul Seidl zum Kauf angeboten. Der lehnt aber ab, er sehe keine Möglichkeit zusätzliche Felder zu bewirtschaften.[26] In der Ausgabe des Adressbuches von 1921 findet man „Jos. Fr. Heckert, Gutsbesitzer, München“ als Eigentümer. Schließlich erwirbt 1923 Pius Mächler das Anwesen, das er bis Juni 1934 behalten kann.

Dann aber erzählt der 2. Bürgermeister von Grünwald, Edmund Janich, in seiner „Aufklärungsschrift Grünwald im Isartal“[27] von 1935: „Zum Abschluss dieser Straße (gemeint ist „Auf der Eierwiese“, d. Verf.) befindet sich ein großes Gutshaus, der ehemalige Hof Mächler, der von der NSDAP nebst allen dazu gehörigen Gründen für den Aufbau einer Reichsführerschule angekauft worden ist.“ Pius Mächler[28] geht in die Schweiz. Aus der Bildungsstätte im Mauerschlössel wird nichts, sie wird an anderer Stelle eingerichtet. Stattdessen bezieht der „Reichsschatzmeister der NSDAP“, Franz Xaver Schwarz (1875-1947), selbst das Haus und nutzt es als seine Privatwohnung. Schwarz saß an der Quelle: er war Chef der Verwaltung der Partei und seit 1931 als ihr alleiniger Generalbevollmächtigter in allen finanziellen Fragen auch für das Parteivermögen zuständig. Er konnte somit als enger Mitarbeiter und Vertrauter Adolf Hitlers weitgehend frei darüber verfügen.[29] Sein Protektor war mit anderen Parteigrößen zu seinem Geburtstag am 27. November1938 zu Gast. Ein Konvoi von etwa 20 Limousinen fuhr die Eierwiese hinauf. Die Hitlerjugend veranstaltete einen abendlichen Fackelzug. Eine Menschenansammlung wartete vor dem Gartentor und skandierte

„Lieber Führer, komm heraus aus des Reichsschatzmeisters Haus!“[30]

Schwarz stattete das Schlösschen aus. Eine zwischenzeitlich entfernte holzgetäfelte Bibliothek im Parterre des Mittelbaus erinnerte bis vor Kurzem an seine Zeit. Er baute sich aber auch bereits in den ersten Kriegsjahren einen großen Bunker vor dem Haus.[31]

Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde Schwarz inhaftiert und das Schlösschen von einer Ingenieur-Einheit der amerikanischen Truppen besetzt. Schwarz starb im Dezember 1947 in der Haft. Beim Abzug der Einheit im Frühjahr 1947 übergibt ein US-Offizier dem damaligen Geschäftsleiter der Gemeinde Grünwald, Max Ernst, die Schlüssel des Hauses: „Die Gemeinde könne mit dem Anwesen machen, was sie wolle.“ Die Gemeinde findet keine Verwendung. Der Zeitzeuge Max Ernst schreibt weiter: „Inzwischen war das Freiwerden des Anwesens auch im Bayerischen Roten Kreuz bekannt geworden. Der damalige Münchner Oberbürgermeister, Karl Scharnagel, als Präsident des BRK verhandelte mit dem Grünwalder Bürgermeister Dr. med. Hans Eberl. Auch die Generaloberin der Schwesternschaft, Frau Helmine Held,[32] war schon unterwegs, um für ihre alten und kranken Schwestern endlich eine endgültige Bleibe zu bekommen. Die Schwesternschaft erhielt schließlich das Anwesen.“ Um Pfingsten 1947 bezog die Schwesternschaft das Haus und nannte es „Schwesternheim der Schwesternschaft München des Bayerischen Roten Kreuzes“.[33]

Vor einigen Jahren wurde das heutige Seniorenheim in „Parkresidenz Helmine Held“ unbenannt – ein neuer Name in einer bereits langen Liste. Wird er das „Mauerschlössel“, Zeuge einer fünfhundert-jährigen Geschichte, vergessen machen oder auch nur als eine moderne Arabeske einen weiteren Namen dieser Liste hinzufügen?

Seit seiner Übergabe an das Rote Kreuz hat sich das Anwesen sehr verändert: zwei neue Seitenflügel an andere Neubauten wurden auf dem Grundstück errichtet. Aber dennoch lebt die Geschichte dort fort: im Mittelbau steckt noch das Mauerschlössel und im Süden liegt das weite, von hohem Bäumen umstandene Feld der „Unteren Eierwiese“, dem ehemaligen Hirschgarten mit den Resten seiner Umgrenzung im Gelände.

 

Beides ist für den aufmerksamen Betrachter durchaus noch zu erkennen. Manchmal treten in der Dämmerung Rehe in die Lichtung hinaus, so wie einst, als die Geschichte des Schlösschens begann und wie sie auch der Schriftsteller Michael Bauer vom Balkonzimmer aus beobachten konnte.

31.01.2019, ergänzt: 13.10.2020  

Wolfgang Kuny

 

[1] Georg Dehio: „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Bd. Bayern IV, 2006, S. 642

[2] Josef Huber: „Grünwald und seine Flurnamen“, Heimatbrief der Freunde Grünwalds, 1977, S. 6

[3] Joachim Wild: „Burg Grünwald“, 1979

[4] Georg Paula / Tim Weski: „Denkmäler in Bayern – Landkreis München“, 1997, S. 166. Andere Quellen, z. B. L. Wamser (Fußnote 11), sprechen von einem Schlossneubau in Laufzorn in den Jahren.1616-1619. K. Hobmair: „Hachinger Heimatbuch“, 1979, S. 437. Insbesondere die hohen Ausgaben des Hofkastenamtes für Laufzorn in diesen Jahren unterstützen für diese Annahme.

[5] Hobmair, S. 437

[6] Michael Wenig: Topographie Bayerns, Rentamt München, 1701

[7] Maximilian Philipp in Bayern, Landgraf von Leuchtenberg, (1638-1705) war der Sohn Herzog Albrechts VI.

[8] H.A. Ried: „Chronik von Grünwald“, 1938, S. 144. Wahrscheinlich handelte es sich aber um ein sog. „Ritterlehen“, da der Lehensnehmer hoher Offizier war und anstelle einer Geldleistung als Pachtzins zum Kriegsdienst verpflichtet war.

[9] Hobmair: S. 437

[10] Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, 2005, S. 1184

Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns (Hrsg.): „Helle Köpfe, Die Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1759-2009“, 2009

[11] Ludwig Wamser: „Johann Georg Dominicus von Linbrunn (1714-1787)“ in „Akademie aktuell“, 03/2006

[12] H.A. Ried, S.144, Michael Schattenhofer: „Von Kirchen, Kurfürsten & Kaffeesiedern etcetera“, 1974

[13] Gerhard Köbler: „Historisches Lexikon der deutschen Länder“, 7. Aufl., 2007, S. 312

[14] Josef Brückl: „Grünwald Chronik“, Bd. 1, 1987, S. 202

[15] Hobmair, S. 516

[16] Hobmair, S, 301

[17] Brückl, S. 606

[18] Ludwig Holzfurtner: „Wolfratshausen“, Historischer Atlas von Bayern, 1993, S. 174f.

[19] Hauptstaatsarchiv München: „Bayerns Anfänge als Verfassungsstaat“, 2008, S. 293

[20] Hobmair schreibt in seinem „Hachinger Heimatbuch“, S. 642, dass erst 1848 Laufzorn und Wörnbrunn nach Auflösung der „Hofmark Grünwald als eigener Gerichtsbezirk“ zur Gemeinde Grünwald zugeschlagen worden seien. Vermutlich meint er die „Hofmark Harlaching“ bzw. das „Patrimonialgericht Harlaching“.

[21] Ludwig Holzfurtner: „Wolfratshausen“, Historischer Atlas von Bayern, 1993, S. 174f.; Max Ernst: „Schwesternheim der Schwesternschaft München des Bayerischen Roten Kreuzes“, 1998, S. 3

[22] nach Holzfurtner, S. 188, umfasste die Gemeinde Harlaching den Ort Harlaching, Geiselgasteig, Harthausen, Hellabrunn, Laufzorn, Siebenbrunn, Wörnbrunn.

[23] Wilhelm Volkert: „Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980“, München 1983

[24] Hans Waldhauser: „Chronik von Grünwald“, Bd. 3, 2004, S. 378 ff.

[25] Mächlersche Rückerstattungsakte, Staatsarchiv

[26] Paul Seidl war der Großvater des Zeitzeugen Dr. Hans Seidl, 2018

[27] Edmund Janich: „Grünwald im Isartal – Aufklärungsschrift“, ohne Datum (1934/35)

[28] Die Familie Mächler war vermögend: sie besaß Kieswerke in München-Perlach und Anwesen auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden.

[29] Hubert Beckers: „Franz Xaver Schwarz“, 2006

[30] Darstellung und Zitat nach Zeitzeuge Anton Schöllhorn, Jg. 1930.

[31] erbaut bereits 1941/42, Schöllhorn

[32] Helmine Held (1916-2002), Max Ernst: „Grünwalder Porträts“, Bd. XXXII, 2003

[33] Max Ernst: „Schwesternheim der Schwesternschaft des Bayerischen Roten Kreuzes“, 1998