Es war schon ein ganz besonderer Augenblick, als wir nach fast zwei Jahren coronabedingter Zwangspause endlich wieder Jugendblaskapelle und Blasorchester der Freunde Grünwalds auf der Bühne bewundern durften. Und sehr erfreulich war festzustellen, dass beide Formationen trotz der langen Pause und der relativ kurzen Probenzeit eine ganz hervorragende Leistung abliefern konnten. Aber nicht nur deswegen war der Abend so berührend: Nach 16 Jahren als Leiter der Jugendblaskapelle übergab Matthias Schelle den Stab in jüngere Hände: Patrick Berg, Lehrer für Horn an den Musikschulen Grünwald und Starnberg und Leiter der „GreenStars“, einer Jugendformation aus einer Kooperation der beiden Musikschulen, wird künftig – hoffentlich für die nächsten 16 Jahre – die Leitung der Jugendblaskapelle übernehmen.       

Und so verabschiedete sich Matthias Schelle mit der Jugendblaskapelle fulminant mit Auszügen aus der Symphonie Nr. 1 „The Lord of the Rings“ von Johan de Meij in einer Bearbeitung von Paul Lavender, einem Stück, das Schelle in seinem allerersten Konzert mit der Jugendblaskapelle präsentiert hatte. Vorstand Thomas Lindbüchl bedankte sich bei Matthias Schelle in einer sehr persönlichen Laudatio für 33 Konzerte, rund 100 einstudierte Musikstücke, 650 Proben, Probenwochenenden und Konzertreisen und vor allem für seine engagierte Jugendarbeit.   

Dann übernahm Patrick Berg den Taktstock und er und die Jugendkapelle starteten durch mit der „Olympic Fanfare and Theme“, einem Arrangement von James Curnow, basierend auf der von dem bekannten Filmkomponisten John Williams geschriebenen Eröffnungsfanfare für die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984. Über die folgenden Highlights aus der Filmmusik für den Musical-Film La La Land sagte deren Komponist, Justin Hurwitz, selbst: „Sämtliche Ohrwürmer sind gleichzeitig fröhlich und traurig, hoffnungsvoll und melancholisch … Ich denke, genau das ist doch das Leben“.  Na, wenn das ist nicht ein gutes Motto für die gemeinsame Zusammenarbeit ist. 

Das sinfonische Blasorchester Grünwald unter der Leitung von Michael Kummer begann seinen Programmteil mit Georg Friedrich Händels berühmter „Feuerwerksmusik“.  Entstanden ist das Werk im Auftrag von Georg II. als Festmusik für ein königliches Feuerwerk anlässlich des Friedens von Aix-La-Chapelle (Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges im Jahr 1748). König Georg II. verlangte, dass die Musik „aus nichts anderem als Militärinstrumenten bestehe” und keine „fiddles“ eingesetzt würden. Händel weigerte sich zunächst standhaft, ausschließlich für Blasinstrumente und Pauken zu komponieren, was zu einem regelrechten Konflikt führte. Erst ganz spät beugte er sich dem königlichen Willen und fertigte eine Erstfassung des Werks für „martial instruments” an. Später allerdings ergänzte er die strahlende Komposition um die Streicherstimmen.

Nach der Pause ein weiteres Werk mit historischem Hintergrund: „Scenes from the Louvre“ von Norman dello Joio. Basierend auf alten Weisen symbolisieren die fünf Sätze der Suite die Entwicklung des berühmten Pariser Museumspalastes – des ehemaligen Königspalastes – während der Renaissance. Der erste Satz „The Portals“ vermittelt das erhabene Bild des Louvre, luftige Staccati der Klarinetten stehen für Kinder, die in der „Children’s Gallery“ spielen. Hoftänze erklingen in „The Kings of France“. Das bekannte Weihnachtslied „In Dulci Jubilo“ taucht im Satz „Nativity Paintings“ auf und im „Finale“ ertönen königliche Fanfaren, die den Prunk und die Eleganz der Renaissance widerspiegeln.

Einen interessanten Werdegang hat auch die im Programm folgende „Procession of Nobles“ von Nicolai Rimsky-Korsakov: Rimsky-Korsakow beteiligte sich in den Jahren 1868 bis 1870 an einem Projekt des Kaiserlichen Theaters in St. Petersburg, einer Ballettoper, die sich an der slawischen Mythologie orientieren sollte. Das Projekt wurde nie zu Ende geführt. Später holte er das Stück wieder aus der Schublade und machte es zur Grundlage seiner eigenen Ballettoper „Mlada“, deren Uraufführung am 1. November 1892 im Maryinsky Theater stattfand. Einige Zeit später stellte Rimski-Korsakow daraus eine fünfsätzige Suite zusammen, „Prozession der Ritter“ ist deren letzter Satz.

Zum Abschluss des Konzertprogrammes wieder einmal ein Werk des englischen Komponisten Philip Sparke. „Three extraordinary Journeys“ ist eine Hommage an den Schriftsteller Jules Verne zu dessen 100. Geburtstag. Die drei Sätze sind den drei Romanen des berühmten Zyklus gewidmet: „20000 Meilen unter dem Meer“, „Fünf Wochen im Ballon“ und „In 80 Tagen um die Welt“.

Nach einer so langen Pause stand auch wieder eine lange Liste von Ehrungen an:

Matthias Schelle wurde mit der Dirigentennadel in Silber ausgezeichnet, Carolin Rauch (Querflöte) hat sich mit hervorragenden Leistungen für das Leistungsabzeichen in Gold qualifiziert.   

10 Jahre aktive Mitgliedschaft: Katja Klose (Trompete) und Antonia Waldner (Klarinette)

15 Jahre aktive Mitgliedschaft: Rüdiger Hansel (Trompete), Johanna Hofmeier (Querflöte), Sonja Kuffer (Saxophon), Dorothe Petersen (Oboe)

20 Jahre aktive Mitgliedschaft: Anita Burkard (Klarinette), Carolin Rauch (Querflöte), Bettina Zimmermann (Querflöte), Manfred Zimmermann (Trompete)

30 Jahre aktive Mitgliedschaft: Barbara Holzapfel (Bassklarinette)

40 Jahre aktive Mitgliedschaft: Monika Kreuzpaintner (Tuba), Helmut Wagner (Schlagzeug)

Nach den beiden Zugaben „Norsk Veteranmarsj“ von Lars Erik Gudim und „Canto a Unicef“ von Ferrer Ferran bedankte sich das hoch erfreute Publikum für das schöne Programm und den bemerkenswerten Einsatz aller Beteiligten.